Neubau eines Informationszentrums für die Technische Hochschule Nürnberg

Leif-Peter Krause, Abteilungsleiter
Staatliches Bauamt Erlangen-Nürnberg

Worum geht es bei dieser Baumaßnahme?

Für die Technische Hochschule Nürnberg (THN) errichten wir ein Informationszentrum mit einer zentralen Bibliothek sowie einem Rechenzentrum. Zusätzlich wird eine Tiefgarage gebaut. Darüber hinaus wird der gesamte Campus der THN neu gestaltet. Die meisten Gebäude stammen noch aus der Vorkriegszeit und den 60er/70er Jahren. Mit dem zentralen Neubau und den attraktiven Freiflächen erhält der Campus jetzt ein ganz neues Gesicht.

© ATELIER 30 Architekten, Kassel, Projekt: Neubau TH Nürnberg – Visualisierung

Seit wann beschäftigen Sie sich mit diesem Projekt?

Die Bauphase dieses Projekts begann 2014 mit dem Abbruch eines in die Jahre gekommenen Vorgängerbaus, ich selbst bin 2016 als Abteilungsleiter im Hochschulbau dazugekommen.

Sie sind also in das bereits laufende Projekt eingestiegen?

Genau, das ist bei größeren Projekten für unsere Arbeit ganz typisch und kommt bei Abteilungsleitern häufig vor. Man beginnt entweder ein Projekt, kommt mittendrin dazu oder darf ein gerade fertiggestelltes Gebäude an den Nutzer übergeben. Es kommt selten vor, dass man den gesamten Projektverlauf begleiten kann. Wir werden vom Bauministerium zum Wechseln zwischen den Abteilungen und Behörden motiviert, was viel persönliche Flexibilität erfordert. Das hat jedoch den Vorteil, dass man in relativ kurzer Zeit sehr viele verschiedene Maßnahmen kennenlernen und an deren erfolgreicher Umsetzung mitarbeiten kann.

Welche Abteilungen konnten Sie bisher kennenlernen?

Seit meiner Staatsprüfung Ende 2010 war ich in vier Abteilungen tätig. Meine ersten beiden am Staatlichen Bauamt Regensburg haben sich mit dem Hochschulbau beschäftigt, wofür ich mich sehr interessiere. Dabei ging es um die Universität Regensburg und die OTH Regensburg. In der dritten Abteilung betreute ich vier Jahre lang den Neubau des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Ein Superprojekt und eine ganz tolle Aufgabe. In meiner jetzigen Position im Staatlichen Bauamt Erlangen-Nürnberg bin ich aktuell sehr stark in die Projektentwicklung zur Neugründung der Technischen Universität Nürnberg (TUN) involviert. Es geht dabei um ein Projekt, das sehr weit in die Zukunft weist und bei dem man sehr viel mit beeinflussen kann. Eine wirklich außergewöhnliche Aufgabe und besondere Herausforderung, denn es handelt sich um die erste Universitätsgründung in Bayern seit 1978 in Passau.

Wie ist Ihr Werdegang?

Ich habe Architektur an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert und dann einige Jahre in verschiedenen Architekturbüros gearbeitet. Nach einem zusätzlichen Master-Abschluss für Denkmalpflege in Bamberg suchte ich nach einem möglichst vielseitigen Tätigkeitsfeld. Daher habe ich mich beim Staatsministerium für ein Referendariat beworben. Ich kannte die Staatsbauverwaltung bereits aus der Sicht des Auftragnehmers und fand es sehr beeindruckend, welche vielfältigen Baumaßnahmen umgesetzt werden.

Sie sind also aufgrund der Projektvielfalt in die öffentliche Verwaltung gewechselt?

Genau. Man sieht sehr viel parallel, während man sich im Architekturbüro einer Sache ganz vertieft widmet. In meiner Position kann ich auch große, langfristige Entwicklungen anschieben. Wir vertreten ja den Freistaat als Bauherrn, beraten in diesem Rahmen unsere Nutzer, setzen uns für deren Belange ein und können somit auch beeinflussen, in welche Richtung sich etwas entwickelt. Als Architekt habe ich mehr die Wünsche des Auftraggebers umzusetzen. Das ist eine andere Rolle.

Was ist Ihr Aufgabenbereich innerhalb des THN-Projekts?

Die Projektleiterin und eine Kollegin halten das Projekt am Laufen, betreuen die Planer, die Baufirmen und die THN. Mit beiden setze ich mich etwa ein- bis zweimal die Woche zusammen, so dass wir uns in allen wesentlichen Entscheidungen abstimmen. Dabei kann ich meine Erfahrungen aus anderen laufenden Projekten in der Abteilung einbringen. Meine Schwerpunkte sind dabei die Kostenkontrolle, die Terminziele und die Umsetzung der Qualitäten. Neben problematischen Themen, wie Störungen auf der Baustelle, Konflikten mit Baufirmen usw., bin ich z.B. auch bei der Bemusterung der Fassadenmaterialien dabei. Darüber hinaus nehme ich an externen Besprechungen mit den Nutzern, Planern und Baufirmen teil. Übergeordnet bearbeite ich Presseanfragen und berichte meinem Amtsleiter, der Regierung von Mittelfranken oder dem Bauministerium.

Was ist für Sie persönlich das Besondere an diesem Projekt?

Der Campus der THN war bisher nur eine große von Gebäuden umgebene Parkplatzfläche und wird nun zum ersten Mal umfassend gestaltet. Es ergeben sich daraus Vorgaben, die bei allen aktuellen und zukünftigen Bauprojekten im Umfeld zu berücksichtigen sein werden. Es ist so, dass ein Bauamt mit einem Nutzer wie der THN über viele Jahrzehnte zusammenarbeitet. Von daher gibt es Entwicklungskonzepte, die über einen langen Zeitraum wirken und weit in die Zukunft reichen.

Wie erleben Sie die Kooperation mit der Technischen Hochschule als Nutzer?

Die Zusammenarbeit mit der THN ist sehr intensiv und vertrauensvoll. Das Bauamt ist für die THN Ansprechpartner beim Bauunterhalt der Bestandsgebäude aber auch zu der großen städtebaulichen Entwicklung. Wir pflegen dazu einen regelmäßigen Austausch, so dass wir auch gut verstehen, was die Nutzerseite für Ziele und Vorstellungen hat, und uns entsprechend für ihre Belange einsetzen können.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Projektteam?

Mit den Gewinnern des Architekturwettbewerbs, dem Architekturbüro ATELIER 30 aus Kassel, erleben wir eine sehr positive Zusammenarbeit. Sie haben einen hohen Anspruch an Gestaltung und funktionaler Qualität und engagieren sich sehr für das Projekt. Es handelt sich auch um eine sehr hochwertige Architektur, die den Studenten attraktive Räume bieten wird. Insgesamt haben wir projektbezogen ein gut funktionierendes Team mit einem Mix aus erfahrenen und jungen Projektleitern, mit denen wir vertrauensvoll zusammenarbeiten. Auch intern kann ich mich auf ein engagiertes Team verlassen, was wichtig ist, weil wir momentan mit Aufgaben und Projekten gut versorgt sind. Der Hochschulstandort in der Metropolregion Nürnberg-Erlangen soll insgesamt sehr stark wachsen.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung bei diesem Projekt?

Zunächst mussten viele zentrale Versorgungsleitungen im Rahmen der Baumaßnahme umgebaut werden, ohne den laufenden Hochschulbetrieb zu beeinträchtigen. Das heißt, es grenzen Gebäude an die Baustelle an, in denen Studenten und Mitarbeiter arbeiten oder in denen Prüfungen geschrieben werden. Wir haben also das alte Gebäude abgerissen, die Leitungen erneuert und bauen nun an derselben Stelle ein neues Gebäude, während der Hochschulbetrieb nahezu ungestört weiterläuft.

Wie geht’s weiter?

Im Moment werden der Rohbau erstellt und die Geschosse bis zum Jahresende betoniert. Ebenfalls Ende 2018 beginnen wir schon mit der Fassade. Anfang nächsten Jahres wollen wir dann das Richtfest feiern. Geplant ist, das Gebäude 2020 fertigzustellen und dem Nutzer zu übergeben.