Neubau für das Bayerische Landesamt für Schule in Gunzenhausen

Anja Buttolo, Abteilungsleiterin
Staatliches Bauamt Ansbach

Für den Neubau des Landesamts für Schule in Gunzenhausen wurde gerade erst das Grundstück vom Freistaat Bayern angekauft. Was bedeutet das für den Projektstand?

Bevor der Freistaat ein Grundstück kauft, muss zunächst ein baufachliches Gutachten erstellt werden. Dazu haben wir zuvor eine Machbarkeitsstudie entwickelt. Es ist also im Vorfeld schon viel geleistet worden, was einen schweren A4-Ordner füllt. Für mich persönlich ist das Neubauprojekt eine sehr spannende Aufgabe, da man von Anfang an mitgestalten kann. Als Abteilungsleiterin des Staatlichen Bauamts Ansbach freue ich mich, wieder einmal umfassend mit Planen und Projektentwicklung beschäftigt zu sein.

© Staatliche Bauamt Ansbach, Projekt: Projekt: Neubau Landesamt für Schule, Gunzenhausen

Wobei geht es in diesem Projekt genau?

Das Landesamt für Schule ist eine neu gegründete Behörde, die im Rahmen der regionalen Behördenverlagerungen in Gunzenhausen angesiedelt wurde. Zur Zeit ist das Landesamt noch in einem Mietobjekt untergebracht, doch die Behörde wächst sehr schnell, so dass der Bedarf für einen eigenen Gebäudekomplex besteht. Für die Stadt Gunzenhausen ist das eine gute Sache, denn durch die neue Behörde mit über 100 Mitarbeitenden können viele Arbeitsplätze geschaffen werden. 

Die Wahl fiel auf ein historisches Gebäude in Gunzenhausen, das Haus Silo.

Ja, das Gebäude wurde früher als Brauerei und Mälzerei genutzt, bevor dort für viele Jahre ein Kindergarten und ein Erzieherinnenseminar der evangelischen Institution Hensoltshöhe untergebracht waren. Es ist also ein stadtprägendes Gebäude, das jedoch nicht unter Denkmalschutz steht, so dass es wahrscheinlich abgerissen werden kann.

Was sind dabei Ihre Aufgaben innerhalb des Projekts?

Als Abteilungsleiterin  habe ich die Verantwortung für die Einhaltung der öffentlich-rechtlichen Belange insbesondere des Baurechts. Meine zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen ein breites Spektrum an Neubau- und Bauunterhaltungsprojekten. In Bayern haben wir zudem das Glück, dass wir im Unterschied zu anderen Bundesländern als Bauverwaltung teilweise noch selbst planen.

In einem solch großen Projekt wie dem Landesschulamt treten wir allerdings als Bauherr auf. Das heißt, wir beauftragen Architekten und Planer, möglicherweise führen wir einen  Architekturwettbewerb durch, und setzen dann mit einem Planungsteam das Projekt um. Darüber hinaus bin ich für die Kosten- und Terminkontrolle verantwortlich.

Wie sind Sie zum Staatlichen Bauamt Ansbach gekommen?

Ich habe an der HTW Dresden (FH) Architektur studiert. Nach meinem Abschluss im Jahr 2000 bin ich für sechs Jahre als Graduierte nach Chicago in ein Architekturbüro gegangen. In Chicago habe ich auch meinen Master gemacht, der mir dann ermöglichte, 2008 das Referendariat beim Freistaat Bayern im Staatlichen Bauamt Erlangen-Nürnberg zu absolvieren. Anschließend bin ich für die Geburt meiner ersten Tochter in Elternzeit gegangen, bevor ich 2009 als Abteilungsleiterin beim Staatlichen Bauamt Ansbach anfing.

Lassen sich Familie und Beruf in einer so verantwortungsvollen Position vereinbaren?

Ja, das funktioniert beim Freistaat Bayern sehr gut. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird wirklich gelebt. Man muss sich natürlich selbst gut strukturieren, z.B. die eigene Arbeitszeit einteilen oder Besprechungen entsprechend terminieren.

Was macht dieses Projekt für Sie aus? Was ist das Besondere?

Ich persönlich finde es besonders schön, dass man ganz von vorne beginnen und ein Projekt vom ersten Schritt an begleiten kann. Dieses Neubauprojekt, das einen Zeitraum von mehreren Jahren einnehmen wird, kann ich vollständig selbst strukturieren, kann mein Team zusammenstellen und meine Prioritäten setzen. So haben wir die Möglichkeit, sehr frei zu agieren und entscheidende Akzente zu setzen. Hinzu kommt, dass alle in diesem Projekt sehr motiviert sind, nicht nur mein eigenes Team, sondern auch die Mitarbeitenden des neuen Landesamts. Es weht ein frischer Wind und alle sind im Aufbruch.

Wo liegen die Schnittstellen zur Stadtentwicklung?

Die Planungshoheit hat laut Baugesetzbuch die Gemeinde. Es gibt daher viele konstruktive Abstimmungsgespräche mit dem Bürgermeister und der Stadtbaumeisterin, in denen wir vermitteln, was wir planen und wie wir die Baumasse sehen. Wir führen also einen Dialog auf Augenhöhe, bei dem wir schauen, wo die Bedürfnisse der Stadt liegen, z.B. bei Parkplatzflächen. Bei diesen Anliegen suchen wir gemeinschaftlich nach optimalen Lösungen. Das gehört auch zu meinem Verständnis von Stadt: Eine solche Behörde gehört in die Stadt und nicht auf die grüne Wiese. Von daher ist es auch wichtig zu berücksichtigen, wie die Innenstadt von Gunzenhausen durch das Projekt beeinflusst wird.

Worin sehen Sie Herausforderungen innerhalb des Projekts?

Ein wichtiges Thema sind die Stellplätze für Pkw. Dabei müssen wir schauen, dass wir den Schlüssel entsprechend der Fläche erfüllen und gemeinsam umsetzten. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Baumasse: Das bisherige Gebäude, das historische Haus Silo, war gewissermaßen auch ein Wahrzeichen für die Stadt Gunzenhausen. Es stellt sich also die Frage, lässt man z.B. den hohen Turm stehen und integriert diesen in den Neubau oder schafft man etwas ganz Neues. Auf jeden Fall sollte der Neubau ein neues Wahrzeichen für die Stadt werden. Das ist unser Anspruch.

Wie wichtig ist dabei die Kommunikation?

In Gunzenhausen ist es so, dass die Stadt und der Bürgermeister sich sehr dafür eingesetzt haben, dass die Behörde hier ihren Sitz haben wird. Wir erwarten entsprechend viel positiven Rückhalt. Aber natürlich gehört die aktive Pressearbeit zu unseren Projektaufgaben. Man sollte die Bürger immer vorab informieren, um eine gute Grundlage zu schaffen, auf der in der Öffentlichkeit dann diskutiert wird. Wir bauen eben nicht in einem Vakuum, sondern wir errichten mit Steuergeldern Projekte für die Allgemeinheit.

Wie geht’s weiter?

Es wird als nächstes ein Bauantrag vom Kultusministerium gestellt, worauf der Planungsauftrag vom Bauministerium folgen wird. Darin ist vorgegeben, welches Raumprogramm wir zu erfüllen haben. Im Anschluss definieren wir die Terminplanung und den Vergabeweg. Ein Architekturwettbewerb ist zum Beispiel denkbar. Nach der Vergabe beginnt ein längerfristiger Planungsprozess mit allen Beteiligten. Bei einem solchen, komplexen Projekt finden regelmäßig anspruchsvolle Planungsbesprechungen statt, bei denen ich auch in der Regel immer teilnehmen werde. Während der späteren Bauphase haben wir dann eine mehr beobachtende und kontrollierende Rolle, vor allem auch was die Finanzen betrifft. Wir schauen dann, dass alles passt.