Ortsumfahrung Neubäu

Dr. Richard Bosl, Projektleiter
Staatliches Bauamt Bayreuth

Was ist Ihre Aufgabe im Projekt?

Die Ortsumfahrung Neubäu ist eines von aktuell drei Bedarfsplanprojekten im Landkreis Cham. Zeitgleich laufen noch die zweibahnigen Ausbaumaßnahmen bei Roding und Wetterfeld. 3 Bedarfsplanprojekte in einem Landkreis sind in Bayern derzeit einmalig. Als Abteilungsleiter im Bereich Straßenbau am Staatlichen Bauamt Regensburg bin ich der Gesamtprojektleiter für die reibungslose Abwicklung aller drei Projekte zuständig.

© Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz, Projekt: Ortsumfahrung Neubäu

Wie stemmt man drei Straßenbauprojekte gleichzeitig?

Zeitlich ist es eine Herausforderung, alle drei Projekte parallel zu koordinieren. Aber wir sind ein gut eingespieltes Team: Allein in meiner Abteilung arbeiten daran 15 Personen, darunter 8 Ingenieure, 4 Techniker und 3 Bauzeichner. Auch die externen Büros und Firmen zählen zum Team, mit denen wir ein optimales partnerschaftliches Miteinander pflegen.

Wie kamen Sie zum Staatlichen Bauamt Regensburg?

Nach dem Abitur habe ich bei der Bundeswehr Bauingenieurwesen und Umwelttechnik studiert. Später promovierte ich im Konstruktiven Ingenieurbau. Seit 2000 bin ich bei der Bayerischen Staatsbauverwaltung tätig. Nach dem Referendariat war ich erst am Straßenbauamt in Weiden beschäftigt. 2005 hatte ich dann die Möglichkeit, ein Sonderprojekt zu leiten: die Sanierung der Deponie Schlackenberg in Sulzbach-Rosenberg. Diese zum damaligen Zeitpunkt größte Deponiesanierung in Deutschland haben wir anstelle des geschätzten Projektvolumens von 100 Millionen Euro mit nur 54 Millionen Euro abwickeln können. Seit rund 10 Jahren bin ich hier in Regensburg. Als gebürtiger Regensburger habe ich das Glück, dort zu arbeiten, wo andere gerne Urlaub machen.

Was macht das Projekt in Neubäu so besonders für Sie?

Jedes Projekt hat seine eigenen Herausforderungen. Es gibt bei uns nichts von der Stange, es ist jedes Mal etwas anderes, etwas Neues. Beim Projekt Neubäu handelt es sich um eine klassische Ortsumgehung. Hierbei wird viel Grund und Boden in Anspruch genommen. Von Vorteil ist, dass die Baustelle ohne Beeinträchtigung des fließenden Verkehrs abgewickelt werden kann. Das Besondere in Neubäu waren die Belange des Naturschutzes.

Was gehört zu den Herausforderungen in diesem Projekt?

Besonders an dieser Baumaßnahme ist, dass wir im Vorfeld der Bauarbeiten einen Ersatzlebensraum für die Haselmaus schaffen mussten. Für diese geschützte Tierart sind Nistkästen aufgestellt worden, um eine Umsiedlung zu ermöglichen. Auch für die Fledermäuse wurden spezielle Schutzmaßnahmen getroffen, damit sie später nicht vom fließenden Verkehr gefährdet werden. Beeindruckend bei Projekten dieser Größenordnung ist auch immer die Baustellenlogistik: das zeitgerechte Ineinandergreifen der einzelnen Gewerke wie dem Brücken- und Streckenbau. Und am Ende das Gefühl der Zufriedenheit, wenn die geplanten Abläufe erfolgreich abgeschlossen werden.

Worauf kommt es an bei Projekt dieser Größenordnung an?

Das wichtigste ist, sich im Vorfeld intensiv mit dem Bauablauf zu beschäftigen. Es geht ja darum, die Verkehrssituation in der Ortschaft zu verbessern. Je früher das geschieht, umso besser für die Anwohner und auch die Verkehrsteilnehmer. Da unsere Projekte meist im Blickpunkt der Öffentlichkeit und der Politik stehen, sind wir immer bestrebt, die Bauzeit möglichst kurz zu halten. In Neubäu haben wir dazu die Baumaßnahme in zwei Streckenbaulose aufgeteilt. Dadurch konnten wir getrennt voneinander ausschreiben, haben Zeit in der Planungsphase gewonnen und konnten zwei leistungsfähige Firmen parallel an der Maßnahme arbeiten lassen. Das hat auch genauso funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben.

Wie geht’s weiter?

Anfang Juni sind die ersten Asphaltierungen vorgenommen  worden. Die Asphaltierung wird im September abgeschlossen. Danach werden die Schutzplanken geschlagen und die Markierung aufgebracht. Ziel ist es, bereits im November und nicht wie geplant im Frühjahr 2019 die B 85 für den Verkehr frei zu geben. Nächstes Jahr werden dann noch Restarbeiten in den Randbereichen ausgeführt. Der Baufortschritt wird in einem wöchentlichen Jour fixe mit den Baufirmen koordiniert und auch kontrolliert. Wir sind daher guter Dinge und ich bin überzeugt, dass der Verkehr schon vor dem Winter auf der neuen Ortsumgehung rollen kann.